Einsetzender Regen hat uns gestern Abend in den Schlaf fallen lassen und begleitete uns auch beim Aufstehen. Feuchtigkeit von oben passte somit hervorragend zum heutigen Tag. Die Azoren sind geprägt von vielen Wasserläufen und Flüssen. Und aufgrund der steilen Abhänge entstehen hier und da natürliche und künstliche Wasserfälle.
Nach der Erfahrung gestern und dem nassen Wetter heute fiel eine Wanderung zu zwei sehr schönen Wasserfällen aber sprichwörtlich ins Wasser. Also suchten wir uns andere Wasserfälle heraus, die einfacher zu erreichen sind. Gerüstet für Regen und Sonnenschein ging es daher los in Richtung Nordosten der Insel. Ziel sollte der Park Ribeira dos Caldeirões sein.
Die Fahrt dorthin ging quer durch das nebelverhangene und regnerische Gebirge im Osten der Insel. Das Wetter und der Dreck auf der Straße sorgte dafür, dass aus Blacky schließlich Brownie wurde. Schmeckt aber nicht so – habs probiert 😎

Der Park Ribeira dos Caldeirões selbst ist mehr oder minder künstlich angelegt entlang des gleichnamigen Flusses.

In der Anlage gab es verschiedene Wassermühlen, die das Wasser des Flusses zum Antrieb der Mühlsteine benutzten.


Im Fluss selbst gab es zwei Wasserfälle, von denen man einen sehen konnte. Der andere war zu weit im Tal und nur über einen mühsamen Weg entlang des Flussbetts zu ereichen gewesen.

Dass der Park auf größeren Tourismus ausgelegt ist merkte man spätestens nachdem einer der großen Touristenbusse auf dem Parkplatz hielt, seine Insassem ausspuckte und nach spätestens 15 Minuten wieder einsammelte. Wir machten in dieser Zeit eine kleine Pause und genossen die angelegte Parkanlage mit seinem großen (künstlichen) Wasserfall.

Auf dem Weg zurück zum Auto hätten wir fast noch den größeren und wirklich spektakulären Wasserfall übersehen, der sich oberhalb vom Parkgelände befindet.

Nachdem die üblichen Bilder gemacht und die Leute beim anfertigen eben dieser beobachtet wurden, ging es weiter. Einen Teil der Insel hatten wir tatsächlich noch nicht gesehen. Die gesamte Ostküste und den Südosten. Zwar waren wir letzte Woche schon an der Ostküste, aber nur bis zum Leuchtturm Faro do Arnel. Heute sollte es da weiter gehen – bis zum Hotel.
Also auf in Richtung Nordeste und dann weiter. Auf dem Weg dorthin fuhr uns immer wieder mal der typische azoreanische Pickup an uns vorbei. Während in den USA die Pickups deutlich größer ausfallen und meist Hunde auf der Ladefläche haben, transportieren die Azoreaner gerne mal Kühe auf der Ladefläche.

Nun ja, eigenes Völkchen diese Azoreaner.
Auf dem Weg entlang der Ostküste durfte natürlich auch der ein oder andere Aussichtspunkt (Miradouro) nicht fehlen. Zwar war der Blick manchmal von Nebel versperrt, aber mal kurz die Beine vertreten ist immer gut.
Erster Halt war also der Miradouro da Ponta do Sossego. Dieser Aussichtspunkt ist auch in den Reiseführern als schönster Aussichtspunkt im Osten von São Miguel genannt. Die dazugehörige Gartenanlage hatte auch einiges zu bieten. Der Ausblick aufs Meer hatte durch den Nebel wieder in eine mystische Stimmung.

Am Parkplatz begannen auch langsam die Hortensien zu blühen, die alle Wege, Straßen, Felder und Parks – also eigentlich alles auf der Insel – säumten.

Gegenüber stand eine Herde Kühe gemütlich auf der Weide und beobachteten das Schauspiel, welches sich am Aussichtspunkt abspielte.


Wie es der Zufall so wollte war Melkzeit für die Tiere und der Bauer kam und trommelte seine Herde zusammen. Allerdings wurde nicht am Feld gemolken, sondern vermutlich zu Hause im Stall. Also wurde das Gatter geöffnet und die Herde kurzerhand die Straße entlang in Richtung Ort getrieben.

Die Leitkuh kannte scheinbar den Weg und trottete voran. Immer schön brav auf der rechten Fahrbahn und völlig entspannt über den entgegenkommenden Verkehr oder wenn von hinten jemand überholte. Auch das ein oder andere Hupen störte die Tiere nicht und sie machten brav Platz.

Kühe sieht man übrigens überall auf der Insel. In jeder Höhen- oder Tieflage. Böse Zungen behaupten ja, es gibt mehr Kühe als Einwohner auf São Miguel.
Nachdem das Spektakel vorbei und die Straße wieder frei war ging es weiter. Nächster Halt war der Miradouro da Ponta da Madrugada.
Neben einer ebenfalls schönen Parkanlage und Ausblick auf Meer und Küste erwartete uns eine Gruppe von Katzen. Katzen sind häufig an den Aussichtspunkten anzutreffen, da sie dort meist von Besuchern oder Tierschützern gefüttert werden.
Die Katzen hier hatten gerade ihr Mittagsmahl hinter sich und dösten im Nieselregen oder balgten etwas umher.


Hier beeindruckte mal wieder wie üppig die Pflanzenwelt ist. Nicht unbedingt in der heimischen Vielfalt (fast 80 Prozent der Pflanzen wurden eingeschleppt), sondern in den Ausmaßen.

Dies liegt mit Sicherheit am feuchtwarmen Wetter, das uns heute den gangen Tag begleitete.
Vom Miradouro da Ponta da Madrugada ging es weiter entlang der Ost-/Südostküste. Die Scheibenwischer sorgten für klare Sicht und die Reifen ratterten über den nicht immer ganh unebenen Straßenbelag. Es ging in Serpentinen bergauf und bergab, umrahmt von mehr oder minder stark blühenden Hortensien und moosbewachsenen Felsen und Bäumen.

Insgesmt kommt dieser Weg abwechslungsreicher daher als die Küstenstraße im Westen der Insel. Uns gefällt das hier auf jeden Fall besser.
Irgendwann kamen wir wieder in Höhen, wo wir Regen und Nebel über und hinter uns ließen und vor uns öffnete sich die Bucht von Povoação.

In Povoação ließen sich im 15. Jhdt die ersten Siedler auf São Miguel nieder. Insgesamt ein beschauliches aber sehr quirliges Städtchen. Im großen und ganzen aber ähnlich wie schon die anderen Ortschaften auf der Insel. Daher hieß es direkt weiter. Immerhin stand noch ein anderer Wasserfall für heute auf unserer Liste.
Diesen haben wir letzte Woche schon entdeckt. Da er aber zwischen zwei Tunnel liegt, bot sich damals nicht die Gelegenheit ein Foto zu schießen. Also ab in Richtung Ribiera Quente und ein kurzer Halt zwischen den Tunneln.

Die rote Farbe an der Wand kommt von dem hohen Eisengehalt aus dem Wasser. In der Nähe ist Furnas, das für seine eisenhaltigen Thermalbäder und heißen Quellen bekannt ist.
Auf dem Weg zurück in Richtung Hotel haben wir in Furnas noch ein Bild von Yves Decoster entdeckt. Hochoben und prominent auf der Fassade einer Villa.

Nun ging es zurück ins Hotel und somit haben wir die Insel in den letzten Tagen einmal umrundet.
Für morgen sind noch zwei Highlights der Insel geplant. Was genau wird aber noch nicht verraten.